Der Begriff Wirtschaftsjahr lässt sich am besten an einem Beispiel verdeutlichen, welches insbesondere zehntausende Anlegerinnen und Anleger in München betroffen hat. Einer der größten deutschen Elektronikkonzerne und DAX30-Werte, die Siemens AG wurde an einem 1. Oktober gegründet. Weshalb das Wirtschaftsjahr der (späteren) Siemens AG immer am 01. Oktober begann und am 30. September des nächsten Jahre endete.

In den ersten Jahren des Unternehmens und auch der Wachstumsphase war ein Geschäftsjahr, welches vom Kalenderjahr abweichte, keine große Herausforderung. Spätestens aber bei der Verwirklichung großer Projekte wurde es in der Kommunikation mit Kunden oder auch öffentlichen Auftraggebern kompliziert: Neben der Planung von Lieferterminen und Projektschritten anhand der Kalenderwoche gab es immer auch eine interne Planung, die sich an den Wochen und Monaten innerhalb des Geschäftsjahres orientierte.

Allerdings gab es einige Gründe, die für die Umstellung des Wirtschaftsjahres auf das normale Kalenderjahr sprachen: Die Wirtschaftspresse und Nachrichten zeigen ein zunehmendes Interesse für die Unternehmen und auch die Quartalsberichterstattung. Ein „schiefes“ Wirtschaftsjahr oder gar ein „schiefes Quartal“(mit Beginn am 15. März) würden die Vergleichbarkeit zwischen einzelnen Unternehmen der gleichen Branche mindern.

Die Buchhaltung muss bei der Umstellung des Wirtschaftsjahres auf das Kalenderjahr folgende Herausforderungen meistern:

1.) Bei der Umstellung beispielsweise vom 01. Oktober als Beginn des Geschäftsjahres auf den 1. Januar als neues Anfangsdatum für das Geschäftsjahr muss ein Rumpfgeschäftsjahr eingelegt werden. Alle Buchungen, Rechnungsabgrenzungen und Zahlungsvorgänge werden dann für dieses „Zwischenquartal“ getrennt erfasst.

2.) Bei börsennotierten Unternehmen enthalten die Geschäftsberichte viele Statistiken und Analysen, die einen Fünf- oder Zehnjahreszeitraum umfassen. Hier muss entschieden werden, ob das Rumpfgeschäftsjahr getrennt ausgewiesen wird und wie ggf. die Vergleichbarkeit der langfristigen Statistiken hergestellt werden könnte.

3.) Für den gesamten Finanzbereich und das mittlere Management müssen entsprechend angepasste Zahlen- und Planwerte bereitgestellt werden. Dies ist insbesondere deshalb schwierig, weil es in vielen Branchen Zeiten hoher und niedriger Nachfrage geben kann und deshalb die einzelnen Monatswerte nicht einfach aus der Formel „Jahreswert durch 12“ errechnet werden können.

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